Geschätzte 73 Milliarden Euro hat die Spiele-Industrie weltweit im vergangenen Jahr umgesetzt. Tendenz steigend. Allerdings auch die Unzufriedenheit. Dabei scheint sich die Gaming-Community immer mehr aufzuspalten: in einen schweigenden Teil, der spielt und in einen frustrierten Teil, der immer lauter und hetzerischer aufschreit. Dieser Teil okkupiert nicht selten News-Meldungen zu Spielen und ruft z.B. zum Boykott von diesen auf. Im gleichen Atemzug wird die „gute, alte Zeit” heraufbeschworen, als Spielehersteller (angeblich) noch auf die Spieler gehört haben.
Das nervt. Teilweise noch mehr als ein verbuggtes Spiel selbst.
Man stelle sich vor, man sucht Informationen über Disneyworld Paris und begibt sich auf entsprechende Online-Reiseportale. Die User-Bewertungen beschränken sich allerdings auf: „Disneyworld Paris? Dreck, nur das originale Disneyworld in Amerika ist gut!”, „Nur Geistesgestörte/Kleinkinder mögen Disney”, „Ich war noch nicht dort, aber xy€ Eintritt zahl ich sicher nicht. Das ist doch reine Abzocke”, „Da muss man sich doch für alles anstellen und Getränke extra bezahlen – Das muss boykottiert werden”. „Disney hat doch schon genug Geld”.
Wenig hilfreich, oder? Diskussionen zu aktuellen Spielen gehen aber in diese Richtung, gerne noch etwas derber als die oben genannten (und frei erfundenen) Kommentare. Ich kann es einfach nicht mehr lesen. Die Hasstiraden gegen Spiele, die uninspiriert/unfertig sind und der reinen Geldgier der Publisher dienen sollen. Früher war alles besser. Spiele wurden noch für Spieler gemacht. Liebevoll. Offen. Innovativ.
Heute werfen Hersteller nur noch fehlerhafte und /oder überteuerte Produkte (hier kann Geizhals durchaus helfen) auf den Markt, die weder Spaß machen noch fordernd sind.
War früher wirklich alles besser? – Mitnichten!
Ich vermisse die Zeiten nicht, in denen unfertige Spiele unfertig blieben, weil das Internet noch zu langsam und ungenutzt war, um Patches nachzuliefern. Ich vermisse auch nicht sauschwere und nervtötend-montone 16bit-Spiele. (an dieser Stelle seien die unterhaltsam-derben Reviews des Video-Bloggers James Rolfe, aka. Angry Video Game Nerd, empfohlen).
Andererseits schätze ich die nun verlässlichen und relativ einfach zu nutzenden Online-Features der meisten Spiele. Day-One-Patches? Warum nicht? DLCs? Nur her damit! Verbesserte Fortsetzungen von guten Spielen. Ich bitte darum.
Zugegeben, ich ärgere mich natürlich auch über Bugs in Spielen, dreiste Preispolitik, jährliche Vollpreis-Update-Aufgüsse, die nichts Neues bieten. Allerdings lasse ich dann die stärkste Waffe des Gamers sprechen: nein, nicht Tastatur und Maus, sondern die Geldbörse. Diese lasse ich dann nämlich einfach stecken. So kann ich mir sicher sein, dass die Publisher (und nicht die Community) meine Meinung „spüren”.
In diesem Sinne, liebe Hater/Flamer/Trolle/Gelangweilte: Lasst euren Unmut die Hersteller spüren, indem ihr deren unwürdige Spiele einfach nicht kauft. Versucht aber nicht anderen eure Meinung aufzudrängen, indem ihr mit der immer gleichen Leier ungebremst und ungefiltert News-Portale und deren Foren flutet. Zumindest das war früher besser.