
Teilchenphysik, das Spiel.
Gut zweieinhalb Jahre nachdem wir in Ghost Recon: Wildlands Bolivien aus der Macht eines Drogenkartells befreit haben, schickt uns Ubisoft in Ghost Recon: Breakpoint erneut los, um Probleme mittels einer militärischen Spezialeinheit zu lösen. Funktioniert Ghost Recon: Breakpoint als Nachfolger von Wildlands oder wären diese Geister besser nie gerufen worden?
Die Handlung
Ghost Recon: Breakpoint spielt nur sechs Jahre nach den Ereignissen von Ghost Recon: Wildlands – es hat sich aber viel getan in der Welt der Zukunft. Wir schreiben das Jahr 2025 und Jace Skell, ein sehr reicher Mann mit einem sehr erfolgreichen Unternehmen hat Aurora – eine sehr große Insel im Südpazifik – gekauft, auf der die sehr utopische „Welt 2.0“ entstehen soll. Diese „Welt 2.0“ wirkt ein bisschen wie eine Stadt aus jedem futuristischen Anno und soll der Forschung für eine bessere Zukunft (künstliche Intelligenz, Drohnen – die typische Black Mirror Vision eben) dienen. Die Philanthropie von Jace Skell dürfte aber mehr Imagepflege als Realität sein, denn irgendwie gelangen die (natürlich militärischen) Technologien seiner Firma zufälligerweise ständig in die Hände von korrupten Regimen weltweit. Als plötzlich auch noch die gesamte Insel Aurora den Kontakt zum Rest der Welt verliert, beschließt die amerikanische Regierung, die Ghosts loszuschicken, um der Sache auf den Grund zu gehen. Bereits bei der Anreise bricht aber schon das komplette Chaos aus, denn die Hubschrauber der Ghosts werden von Drohnen beschossen und stürzen über Aurora ab. Hier übernehmen wir die Rolle von Nomad, der es irgendwie nach Erewhon schafft – einem Refugium von Überlebenden und Widerstandskämpfern gegen die feindseligen Soldaten, die sich plötzlich überall auf der Insel tummeln. Alles im allem eine spannende, wenn auch nicht sehr originelle Ausgangssituation für die Story, in der auch alte Bekannte aus früheren Ghost Recon Teilen wieder ihren Auftritt haben.

Die Spielwelt
Ghost Recon: Breakpoint liefert mit der Insel Aurora eine abwechslungsreich gestaltete Open World – von Stränden über Sümpfe bis hin zu schneebedeckten Bergen ist hier beinahe jedes erdenkliche Terrain vertreten. Auch rein spielerisch dürfte sich hier jeder schnell zurecht finden, der in den letzten Jahren schon einmal ein Spiel von Ubisoft gespielt hat. Symbole auf der Karte zeigen interessante Orte, verfügbare Missionen oder die Position von Sammelobjekten an – und davon bietet Ghost Recon: Breakpoint viele. Zwar ist Aurora relativ groß gehalten, bietet aber an so gut wie jeder Ecke etwas zu entdecken oder sammeln. Neu hinzugekommen ist der Entdecker-Modus, der bereits in Assassin‘s Creed: Odyssey zum Einsatz kam und auf der Karte nur noch die ungefähre Lage eines Missionsziels markiert – der Rest muss mittels Hinweisen selbst herausgefunden werden. Je nach persönlichem Geschmack kann dieser Modus das Gefühl vom sturen Abgrasen einzelner Missionsmarker vermindern – wer darin aber nur eine künstliche Streckung der Spielzeit sieht, kann sich die Marker auch ganz klassisch wieder einblenden lassen.

Die verschiedenen Klassen
Relativ früh im Spielverlauf entscheidet man sich für eine von vier grundlegenden Klassen, die Nomads Fähigkeiten im Kampf bestimmen. Feldsanitäter können Teammitglieder heilen, Sturmsoldaten verfügen über mehr Schadenswiderstand, Panther sind Meister im Tarnen und Scharfschützen richten mit panzerbrechenden Patronen enormen Schaden auf Distanz an. Allzu viele Gedanken über die gewählte Klasse muss man sich aber nicht machen, denn im Lauf des Spiels sind alle vier Klassen freischalt- und nach Belieben wechselbar. Außerdem kann jederzeit zwischen Ego-Perspektive und Third-Person-Perspektive gewechselt werden.

Die Ausrüstung
Ein fixer Bestandteil der eigenen Ausrüstung ist auch in Ghost Recon: Breakpoint wieder die eigene Drohne – sie dient Nomad nicht nur zur Aufklärung in feindlichem Gebiet oder zur Markierung von Gegnern, sondern kann nach und nach aufgerüstet werden und sogar Teammitglieder heilen. Allerdings verfügen im Jahr 2025 auch die Gegner über Drohnen und können die Gefechte – mitunter sehr stark – aus der Luft beeinflussen. Neue Ausrüstungsgegenstände und Fähigkeiten werden wie schon in Ghost Recon: Wildlands im Charaktermenü freigeschalten – sei es der jederzeit nutzbare Fallschirm oder einfach nur ein Nachtsichtgerät – Nomad wird relativ schnell zu einer echten Kampfmaschine.

Die Grafik
Ghost Recon: Breakpoint bietet viele Möglichkeiten, sich über Aurora zu bewegen – vom Motorrad über Autos, bis hin zu Hubschraubern oder Booten. Bewegt man sich mittels Fahrzeug fort, hat man mit der eigenwilligen Fahrphysik mitunter mehr als mit den Gegnern am Wegesrand zu kämpfen. Spätestens beim ersten Flug im Hubschrauber lässt sich aber die Tatsache nicht mehr verleugnen, dass die Insel Aurora in der Theorie zwar gut durchdachte Schauplätze bietet, diese aber alles andere als gut zu erkennen sind – auf der PS4 Pro ist die Weitsicht merklich eingeschränkt. Generell lässt die technische Performance von Ghost Recon: Breakpoint an vielen Stellen zu Wünschen übrig – von merklichem Nachladen in Zwischensequenzen über komplett fehlenden Ton in Dialogen trotz Lippenbewegung der Charaktere bis hin zu Gegnern, die durch Wände glitchen ist so ziemlich alles vertreten, was für eine Beta Phase vertretbar wäre, in einem fertigen Spiel aber nicht vorkommen sollte.


Die Ubisoft-Formel
Und genau hier liegt das Hauptproblem von Ghost Recon: Breakpoint – das Spiel fühlt sich nicht rund an, es wirkt unfertig und zu früh veröffentlicht. Die einzelnen Elemente des Spiels sind dabei nicht einmal so schlecht – das Waffenhandling fühlt sich in Ordnung an, der Co-Op Modus funktioniert und die viel zitierte Ubisoft-Formel – das systematische Abklappern einzelner Symbole auf der Weltkarte – ist ohnehin unverwüstbar und entfaltet auch hier wieder ihre Wirkung. Die häufig kritisierten Mikrotransaktionen in Ghost Recon: Breakpoint sind zwar vorhanden, aber ignorierbar, weil sie im Grunde nur Zeit sparen. Die käuflich erwerbbaren Skill-Punkte wurden kurz nach Verkaufsstart sogar wieder aus dem Spiel entfernt – natürlich bleibt da aber die Frage, ob künstliche Längen im Spielverlauf absichtlich für den Verkauf solcher Zusatzpakete integriert wurden.



Das Fazit
Die große Frage ist, warum man Ghost Recon: Breakpoint überhaupt spielen sollte – und hier fällt die Antwort schwer. Wer am liebsten alleine spielt, wird mit FarCry 5 besser bedient. Wer gerne zusammen mit Freunden ins Gefecht zieht, bekommt mit The Division 2 das rundere Gesamtpaket. Wer großen Wert auf Taktik legt, wird bei Rainbow Six: Siege eher fündig. Man kann mit Ghost Recon: Breakpoint schon Spaß haben, könnte aber in jeder Hinsicht mit einem anderen Spiel – nur von Ubisoft selbst – ein wesentlich besseres Erlebnis haben. „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“ soll Aristoteles gesagt haben – es ist nicht überliefert, was ihn zu dieser Aussage bewogen hat; würde er heute leben, wäre es aber sehr wahrscheinlich, dass er vor diesem Ausspruch Ghost Recon: Breakpoint gespielt hat.
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Hinweis: Ubisoft war so freundlich, uns für diesen Beitrag ein Testmuster der PS4-Version des Spiels zur Verfügung zu stellen.