Der hierzulande eher unbekannte chinesische Smartphone-Hersteller Doogee versucht mit Nischenproduten die Aufmerksamkeit am europäischen Markt zu bekommen. In einem vorangegangen Test haben wir schon das Outdoor-Smartphone S30 testen können. Diesmal sehen wir uns das Akku-Monster BL12000 Pro an, welches mit einem 12000mAh-Akku eher an eine Powerbank erinnert, als an ein Smartphone. Wie sich das Gerät im Alltag schlägt, könnt ihr im folgenden Test nachlesen.
tl;dr: Das Doogee BL12000 Pro ist ein Schwergewicht und damit sicherlich für viele nicht besonders attraktiv. Ärgerlich sind die falschen Angaben bei Akku und Kamera. Zwar kann der Akku trotzdem überzeugen, jedoch wird die Mobilität doch ziemlich eingeschränkt dadurch. Die restliche Verarbeitung und Ausstattung gehen in Ordnung für diese Preisklasse (~ 300€). Trotzdem wird es dieses Gerät, im wahrsten Sinne des Wortes, schwer haben viele Fans zu finden.
Lieferumfang
Einige kleine Überraschungen sind in der schwarzen Verpackung zu finden: Micro-USB-Kabel, Quick Charge (3.0)-Ladegerät, OTG-Kabel, Bedienungsanleitung, SIM-Tool, Schutzhülle, zwei Displayschutzfolien mit Microfasertüchern und eine Silikon-Schutzhülle. Vor allem letztere sind keine Selbstverständlichkeit und damit umso erfreulicher.
Design und Verarbeitung
Das BL12000 Pro – in blau und schwarz erhältlich – bringt mit Hülle stolze 335g (mit beigelegter Silikon-Hülle) auf die Waage. Das macht sich natürlich auch bei den Dimensionen bemerkbar: 162×74.7×14.6mm. Damit erinnert das BL12000 Pro eher an eine Powerbank als an ein Smartphone. Zum Vergleich: Ein Tablet, wie z.B. das aktuelle Apple iPad, wiegt nur rund 100g mehr.
Durch dieses schwere und klobige Design in Verbindung mit rutschigen Materialien (Aluminium, Glas und Kunststoff) wird das Halten und Navigieren schnell sehr anstrengend. Erwähnenswert ist aber auch, dass das BL12000 Pro sich auch mit erheblichen Kraftaufwand nicht verbiegen lässt, auch kein Knarren oder Knarzen ist zu vernehmen.
Der Fingerprint-Reader auf der Rückseite ist dagegen optimal positioniert, sehr leicht ertastbar und damit auch im Alltagsbetrieb sehr angenehm zu benutzen. Die Entsperrgeschwindigkeit ist durchwegs flott, die Erkennungsrate hoch – nur aktuelle Flaggschiffe sind da zuverlässiger und schneller.
Erfreulicherweise ist ein Audio-Klinkenanschluss auf der Oberseite zu finden, nicht mehr so selbstverständlich im Jahr 2018. Praktischerweise gibt es auch eine Benachrichtungungs-LED, die dank Leuchtstärke zu überzeugen vermag.
Etwas enttäuschend, wenn auch weniger überraschend in dieser Preisklasse, ist die Tatsache, dass kein USB-Anschluss des Typs C verbaut wurde. Die Lautsprecher auf der unteren Seite können sehr laut werden, aber durch die Positionierung leider auch sehr leicht verdeckt werden.
Detaillierte Spezifikationen
OS | Android 7.1 |
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Display | 6.0″, 2160×1080 Pixel, 16 Mio. Farben, IPS, kapazitiver Touchscreen |
Kamera hinten | 16.0MP, f/2.0, Phasenvergleich-AF, Dual-LED-Blitz (Hauptkamera); 0.3MP, Tiefenschärfe (Zweitkamera) |
Kamera vorne | 16.0MP (Hauptkamera); 8.0MP, Weitwinkelobjektiv (Zweitkamera) |
Schnittstellen | Micro-USB-B 2.0 (OTG), 3.5mm-Klinke, WLAN 802.11a/b/g/n, Bluetooth 4.0 |
Sensoren | Beschleunigungssensor, Annäherungssensor, Lichtsensor, Fingerabdrucksensor (hinten) |
CPU | 4x 2.30GHz Cortex-A53 + 4x 1.65GHz Cortex-A53 (Mediatek MT6763T Helio P23, 64bit) |
GPU | Mali-G71 MP2 |
RAM | 6GB |
Speicher | 128GB, microSD-Slot (shared, bis 256GB) |
Navigation | A-GPS |
Netze | GSM (850/900/1800/1900), UMTS (900/2100), LTE (B1/B3/B7/B8/B20) |
Netzstandards | GPRS, EDGE, HSDPA, HSUPA, HSPA+, LTE-A |
Bandbreite (Download/Upload) | 300Mbps/100Mbps (LTE) |
Akku | 12000mAh, fest verbaut |
Gehäuseform | Barren |
Gehäusematerial | Kunststoff (Rückseite), Metall (Rahmen) |
Abmessungen | 162×74.7x14mm |
Gewicht | 313g |
SIM-Formfaktor | Nano-SIM (1x shared) |
Besonderheiten | Dual-SIM, Quick Charge (max. 36W) |
Display
Sehr leuchtstark und mit realistischer Farbwiedergabe präsentiert sich das 6-Zoll-FHD-Plus-Display im 18:9-Format. Das sorgt auch für gute Les- und Bedienbarkeit auch im Freien bei Tageslicht. 5-Touch-Fingereingaben werden zuverlässig erkannt.
Auf der Vor- und der Rückseite sind werkseitig auch Schutzfolien angebracht. Zieht man aber die Displayschutzfolie auf der Vorderseite ab, so offenbart sich leider eine sehr spiegelnde und etwas widerspenstige Displaybeschichtung, die das smartphonetypische Wischen doch eher erschwert. Die Rückseite wiederum ist dann doch aus Kunststoff gefertigt und nicht aus Glas. Das trübt die Verarbeitungsqualität.
Software, Features und Performance
Android in der Version 7.1 ist auf dem Gerät installiert, Sicherheitspatch Jänner 2018. Mit Updates sollte man allerdings nicht rechnen, da die meisten Smartphones aus China hier keinerlei Anstalten machen, das Betriebssystem aktuell zu halten. Zwar lässt sich zwar die Sprache des Systems auf Deutsch stellen, jedoch finden sich zahlreiche Übersetzungsfehler bzw. überhaupt nicht übersetzte Texte.
Allgemein lässt sich die Performance als durchschnittlich bis gut bezeichnen. Gelegentlich gibt es kurze Nachdenkpausen beim Öffnen von Apps und Mikro-Ruckler gehören auch zum Alltag. Aber trotzdem kommt man im Alltag gut zurecht, wenn man auf grafikintensive Spiele verzichtet.
Die Standorterfassung über GPS funktioniert dagegen reibungslos.
Ein paar zusätzliche Software-Features sind auch mit dabei. Dabei erweisen sich vor allem die detaillierten Änderungsmöglichkeiten bei der Farbtemperatur als hilfreich. Hier kann man sich das etwas kühlblau eingestellte Display nach Belieben einstellen.
Auch die „Gestures“ sind praktisch, Screenshots mit einer 3-Finger-Wischbewegung nach unten könnten mehr Smartphones vertragen.
Kamera
Wer glaubt hier ein modernes Dual-Kamera-System zu bekommen, der wird gleich auf mehreren Ebenen enttäuscht. Denn es ist nur eine Kamera verbaut, die andere ist eine Attrappe. Damit gibt es keinen optischen Zoom oder ähnliches. Der 16MP-Sensor verfügt auch über keine optische Bildstabilisierung, die elektronische Stabilisierung funktioniert mehr schlecht als recht.
Die Frontkamera dagegen besitzt wirklich zwei Sensoren. Die erste Kamera löst mit 16MP auf. Der zweite Sensor hat zwar nur noch 8MP, dafür wird in einen Weitwinkelmodus mit 133° umgeschaltet, der aber auch einen sichtbaren „Fisheye“-Effekt mit sich bringt.
Trotz dieser Tricksereien lassen sich brauchbare Fotos über die Kameras schießen. Gerade bei guten Lichtverhältnissen und einer ruhigen Hand können gute Ergebnisse erzielt werden. Mit den Kameras von aktuellen Top-Smartphones kann das BL12000 Pro allerdings nicht mithalten.
Als Vergleichskamera wurde die des Google Pixel 2 hinzugezogen
Links: Doogee BL12000 Pro | Rechts: Google Pixel 2
Akkulaufzeit
Die Hauptattraktion, der 12.000mAh-Akku, ist leider auch eine Mogelpackung. Wie die Kollegen von chinahandys.net und chinamobilemag.de feststellen mussten, handelt es sich entgegen den offiziellen Angaben (und auch in der Namensgebung) um einen 10.000mAh-Akku. Vertrauensbildene Maßnahmen sehen anders aus.
Nichtsdestoweniger sind lange Standby-Zeiten oder lange Video-Sessions trotzdem möglich. In einem Testlauf war es möglich mit moderater, täglicher Nutzung 9 Tage mit einer Akkuladung durchzukommen.
Zudem sind die Ladezeiten dank mitgelieferten Quick Charge 3.0-Netzteils verhältnismäßig kurz. In knapp 3,5 Stunden war der Akku vollständig geladen.
Fazit
Das Schwergewicht BL12000 Pro ist ein ambitioniertes Smartphone, das bewusst eine Nische besetzen will. Wer, aus welchen Gründen auch immer, auf eine lange und zuverlässige Akkuleistung angewiesen ist, dem liefert Doogee das passende Smartphone. Zwar sind die vollmundigen Angaben zur Akkuleistung wohl nicht ganz korrekt, trotzdem kann man schwer über die lange Standby-Zeit meckern. Ärgerlicher ist da defintiv die schwache Rückkamera, die nicht ansatzweise das hält, was sie verspricht (DUAL-Kamera) und durchaus bewusst zu täuschen versucht.
Aber die Lade-Funktion mittels USB-OTG-Adapter, die solide Performance und das leuchtstarke und blickwinkelstabile Display können dennoch überzeugen. Für rund 300€ ist das Gesamtpaket also nicht schlecht und dank Powerbank-Feature besitzt das BL 12000 Pro auch ein Alleinstellungsmerkmal – ob das aber reicht um willige Käufer anzusprechen, bleibt fraglich.
Gewinnchance
Die Teilnahme war bis zum 26. Juli 16:59 möglich.
Hinweis: Doogee war so freundlich, uns für für die Verlosung und für den Test jeweils ein BL12000 Pro zur Verfügung zu stellen.
Das schaut mich sehr gut an
Man müsste es eben mal testen!
mfg af
doogee bl12000 pro