ƒ3.5-5.6, ƒ2.8, ƒ1.8, oder gleich ƒ1.2? Es ist wie die Frage nach den Pferdestärken. „Meiner hat 150PS“, aber braucht man diese Power wirklich oder kann sie einem sogar zum Verhängnis werden?
Ich distanziere mich gleich zu Beginn von einem sehr hartnäckigen Gerücht: von jenem das besagt, dass Aufnahmen nur durch eine geöffnete Blende „schöner“ werden. Dennoch bringt eine niedrige Zahl neben dem ƒ den ein oder anderen Vorteil.
Im folgenden Fotografie-Artikel setze ich einen Hauch von Grundverständnis für Blenden/Stops (ƒ1:X) voraus. Wenn Ihr einen eigenen Artikel zu diesem Thema lesen möchtet, lasst es mich via Twitter oder in den Facebook Kommentaren wissen.
Wieso, weshalb, warum?
In der Regel beginnen viele mit einem Kit-Objektiv, ergo ƒ3.5 bei minimaler Brennweite (mm) und ƒ5.6 bei maximaler Brennweite. Konkret bedeutet das: man verliert bei maximaler Brennweite mehr als die Hälfte an Licht – 4/3 um genau zu sein. Beim Zoomen trifft daher weniger Licht auf den Sensor, was dazu führt, dass sich die Kamera, beim Scharfstellen schwerer tut. Und je dunkler das Motiv, um so schwieriger wird es für die Kamera.
Dabei ist es die Schärfe, die den sichtbaren Unterschied zwischen einer offenen und einer geschlossenen Blende macht. Denn je nach Blende bekommt man mehr oder weniger Tiefenschärfe.
Deswegen besitzt man doch eine DSLR! Oder …?
Natürlich verleiht der Kontrast zwischen scharf und unscharf dem Bild das gewisse Etwas. Aber wie ihr auf dem folgenden Bild meiner Katze erkennen könnt, bewegt man sich auf einem schmalen Grad, wenn man die Blende weit geöffnet hat. Seine Augen sind beispielsweise gestochen scharf während die Nase bereits unscharf ist.
1/100sek, ƒ2.8, ISO 1000, 39mm mit Canon EOS 6D + EF 24-70mm 2.8 II L USM (5175B005)
Ist von ƒ2.8≤ abzuraten?
Absolut nicht, denn es sind vier Faktoren die bei der Tiefenschärfe eine Rolle spielen: Blende, Brennweite, Sensorgröße und Distanz. Man darf auch nicht vergessen, dass die Fotografie eine Kunst ist. Dort gibt es zwar Regeln aber doch nur um sie zu brechen, vorausgesetzt man versteht sie. Aus diesem Grund gibt es auch Objektive mit ƒ1.8, ƒ1.4 und ƒ1.2.
Mein Tipp: The plastic fantastic (für Canon, Nikon und Sony)
Es kostet rund 100€, hat eine Festbrennweite von 50mm und eine ƒ1:1.8 Blende. Nun habe ich in Part I behauptet „Wer billig kauft kauft teuer“, doch was sich mit diesem Plastikbomber festhalten lässt, macht es zur wahrhaftigen Ausnahme!
Beide, der folgenden Bilder habe ich mit dem Canon Objektiv und meiner alten Canon EOS 500D aufgenommen.
1/60sek, ƒ1.8, ISO 400, 50mm mit Canon EOS 500D + EF 50mm 1.8 II (2514A003/2514A011)
Dieses Foto zeigt wie schmal der Grad zwischen scharf und unscharf bei ƒ1.8 ist. Doch schaut euch das Bokeh (den verschwommenen Hintergrund) an, den ihr nur mit einer offenen Blende so hinbekommt.
30sek, ƒ13, ISO 100, 50mm mit Canon EOS 500D + EF 50mm 1.8 II (2514A003/2514A011)
Und wenn ihr die Blende doch schließt, bekommt ihr eine scharfe Aufnahme vom Vorder-, und Hintergrund! Um keine verschwommene oder unterbelichtete Aufnahme zu bekommen ist es hilfreich ein Stativ zu verwenden. Wie man sieht habe ich dieses Foto mit einer Verschlusszeit von 30Sek aufgenommen. Wie die Aufnahme ohne Stativ aussehen würde kann sich wohl jeder vorstellen.
So schaut’s aus
Das Spiel mit der Tiefenschärfe ist ein zweischneidiges Schwert, aber wenn man damit umzugehen weiß spielt es keine Rolle ob die Blende nun offen oder geschlossen ist. Denn nur weil man ein offene Blende hat, muss man nicht ständig damit fotografieren oder fahrt ihr auch ständig 180km/h nur weil es euer Auto kann ;-) ?