Am 13. September feierte Super Mario, der wohl bekannteste Videospielcharakter der Welt, seinen 30. Geburtstag. Nintendo veröffentlichte ihm zu Ehren Super Mario Maker für die WiiU – einen Editor, mit dem nun jeder Spieler seine eigenen Mario-Levels bauen und mit dem Rest der Welt teilen kann. Doch kann ein simpler Editor einer Größe wie Super Mario überhaupt gerecht werden?
Die Zeitschrift M! Games (Ausgabe 265, Oktober 2015) hat ihre Leserschaft anlässlich Super Marios 30. Geburtstag gefragt, was Nintendos Maskottchen für sie denn sei. Das Ergebnis: 51% aller Teilnehmer würden Mario den Titel „größter Videospielheld aller Zeiten“ verleihen, während immerhin 26% der Teilnehmer Mario als ihre „Einstiegsdroge in die Games-Welt“ bezeichnen. Ich persönlich würde mich ebenfalls zu diesen 26% zählen, denn obwohl ich bereits vor Super Mario Bros. einige Videospiele gespielt hatte, war es doch diese erste Begegnung mit Mario, die in mir den Ehrgeiz weckte, diesen einen Level noch zu schaffen, um danach diesen einen Level noch zu schaffen und vielleicht endlich die Prinzessin im richtigen Schloss anzutreffen. Die perfekte Lernkurve, das makellose Design und die Präzision, mit der sich Mario nach etwas Übung durch die Levels bewegen ließ, haben mich in einem Maße beeindruckt, wie dies nur sehr wenigen Spielen danach wieder gelungen ist.
Nintendo geht nun mit Super Mario Maker zurück zu Marios Wurzeln und überlässt es den Spielern, eigene Levels zu bauen. Im Spiel inkludiert sind die Grafikstile von Super Mario Bros. (NES), Super Mario Bros. 3 (NES), Super Mario World (SNES) und New Super Mario Bros. U (WiiU). Zusätzlich zu den Grafikstilen gibt es natürlich noch eine Menge Gegner und Items, die zwar allesamt bereits aus den einzelnen Spielen bekannt sind, nun aber auch frei miteinander kombiniert werden können. So kann zum Beispiel ein Level in Super Mario Bros. Optik nun ein Spukhaus voller Geister beinhalten, obwohl diese Grafiksets im originalen Spiel nicht enthalten waren.
Der gesamte Editor lässt sich über das Gamepad der WiiU bedienen und funktioniert durch den Einsatz des Touchpads unkompliziert und intuitiv. Zu Beginn ist nur ein Bruchteil aller Elemente zugänglich – neue Gegner, Items und Funktionen werden immer erst am nächsten Tag freigeschalten. Insgesamt dauert es also ca. eine Woche, bis alle Elemente für den Editor verfügbar sind. Dieser Zwang zum Warten kann durchaus lästig sein, wenn man bereits eine Idee für ein Level im Kopf hat, sie aber mangels bestimmter Funktionen, die erst später freigeschalten werden, noch nicht umsetzen kann. Andererseits umgeht man so das Risiko, Spieler gleich zu Beginn durch zu viele Möglichkeiten zu überfordern und führt sie stattdessen Schritt für Schritt an immer komplexere mögliche Mechanismen heran. Hat man schließlich alle Elemente für den Editor freigeschalten, sind die Möglichkeiten, die sich für das Erstellen von eigenen Levels bieten – ein Quäntchen Kreativität und Geduld vorausgesetzt – nahezu endlos.
Neben dem Bauen von eigenen Levels bietet Super Mario Maker natürlich auch die Möglichkeit, Levels zu spielen. Hier kommen die sogenannten Mario-Herausforderungen ins Spiel, die wahlweise offline oder online bestritten werden können. Spielt man offline, kann man sich der 10-Mario-Herausforderung stellen, bei der man mit zehn Versuchen acht vorgefertigte Levels schaffen muss, um die Herausforderung zu meistern. Nach erfolgreicher Beendigung stehen die acht gespielten Levels als Vorlage für den Editor zur Verfügung. Richtig interessant wird’s jedoch erst online, denn hier lässt sich die 100-Mario-Herausforderung starten, bei der man mit hundert Versuchen je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad acht oder 16 Levels schaffen muss. Der Clou: die Levels, die hier zu meistern sind, werden zufällig aus allen Levels ausgewählt, die andere Spieler gebastelt und online gestellt haben. Zwar sind die von Nintendo in der 10-Mario-Herausforderung inkludierten Levels ganz nett, doch die Levels der anderen User heben sich in Bezug auf die Herausforderung doch deutlich davon ab.
Wer keine Lust auf eine 100-Mario-Herausforderung hat, kann auch online nach interessanten Levels suchen. Hier können entweder Levels (nach Beliebtheit oder Aktualität sortiert) aufgelistet werden, oder man sucht direkt nach Baumeistern, um zum Beispiel alle von Freunden erstellte Levels spielen zu können. Etwas umständlich gestaltet es sich, wenn man nach einem bestimmten Level suchen möchte, denn eine Suche nach dem Titel des Levels ist nicht möglich – stattdessen muss die spezifische ID des Levels eingegeben werden.
Wie alle von Nintendos größeren Spieleveröffentlichungen der letzten Zeit unterstützt auch Super Mario Maker amiibos – die kleinen Figuren, die sich mittels NFC-Chip ins Spiel integrieren lassen. Alle bisher erhältlichen amiibo-Figuren sind mit Super Mario Maker kompatibel (es gibt sogar ein Bundle aus Spiel und speziellem 8-bit amiibo anlässlich Marios 30. Geburtstag) und können nach einmaliger Verbindung mit dem Spiel als Spielfigur genutzt werden. Als nettes Extra schalten jedoch auch Spieler, die keine amiibo-Figuren besitzen, nach jedem Durchspielen einer 100-Mario-Herausforderung einen zufälligen Charakter aus dem amiibo-Sortiment im Spiel frei. Rein spielerisch haben die amiibo-Figuren keine Auswirkung, allerdings sind manche Levels einfach prädestiniert für ihren Einsatz – ein von Sonic the Hedgehog inspiriertes Level ohne spielbaren blauen Igel ist einfach nur halb so schön.
Man kann von ihm halten, was man will, wird aber in jedem Fall zugeben müssen: Super Mario ist in den letzten 30 Jahren ein Teil der Popkultur geworden. Egal ob Tapeten, PEZ-Spender oder Kleidung – Marios Konterfei findet man so gut wie überall und einem so kultigen Charakter zum Jubiläum gerecht zu werden, ist schwer. Nintendo hat mit Super Mario Maker aber alles richtig gemacht. Spieler weltweit können nun ihre Vorstellung eines idealen Mario-Levels dem Rest der Welt präsentieren und was dabei bisher an liebevoll gestalteten, lustigen oder einfach nur höllisch schweren und herausfordernden Kreationen herausgekommen ist, kann sich nicht nur sehen lassen, sondern sollte auch unbedingt gespielt werden!