Ich bin keine Freundin von Smalltalk. Smalltalk wird auch nie ein fester Freund von mir werden. Ich empfinde keine Gefühle für Fragen, die mir aus dem Nichts gestellt werden und mich, im schlimmsten Fall, vor zwei Antwortmöglichkeiten (bloss)stellen. Meistens habe ich absolut keine Ahnung welches Thema den bevorstehenden Smalltalk befüllen soll. Aus diesem Grund habe ich mir eine Standarderwiderung angeeignet, mit der ich auf alle Fragen freundliche und zufriedenstellende Antworten liefere bzw. ein Gespräch ins Rollen bringe: Arnold Schwarzenegger. Passt fast immer.
Nach tiefgreifenden Recherchen sowie diversen Testläufen habe ich mich für die Schwarzenegger-Methode entschieden. Seine direkte Konkurrenz in der Endauswahl bleibt mein Geheimnis bzw. mein nächstes Standardthema. Es genügen zwei, drei Informationen – zwei, drei Unwahrheiten (machen mehr Spaß) – um mit dieser Smalltalk-Lösung eine gute Figur zu machen. Denn der 68-jährige Herr Arnold Alois Schwarzenegger macht/hat eine gute Figur als Schauspieler, Publizist, Unternehmer, ehemaliger Bodybuilder und US-Politiker. Zumindest laut Wikipedia.
Ein Fitnessstudio mit formvollendeten Geräten und wunderschönen KundInnen habe ich zwei-, dreimal schon von innen gerochen. Den Film „Pumping Iron“ (1977) habe ich – erstaunlicherweise – vor kurzem zum ersten Mal gesehen. In der dokumentarisch angehauchten Produktion warten wir gespannt darauf, ob sich der damals 30-jährige Körperkünstler Schwarzenegger gegen seine Mitbewerber im Kampf um den „Mr. Olympia“ und “Mr. Universe” Titel behaupten kann. Spoiler Alert: Er kann. Mit seiner feinen, humoristischen Note gelingt es dem Film den ZuseherInnen das Trainieren schmackhafter zu machen. Zumindest laut mir. Das entzückende, gebrochene Englisch des Hauptdarstellers sollte Grund genug sein, sich diese filmische Bibel des Bodybuildings zu Gemüte zu führen. Dass der Film wahrheitsgetreu gezeichnet wurde, bezweifle ich jedoch, denn auf ein Geruchserlebnis à la Fitnesscenter habe ich vergeblich gewartet.
Schweiss beiseite, die proteinreiche Karriere von Herrn Arnold Alois Schwarzenegger bietet eine formbare Muskulatur und deswegen ausreichend Gesprächsstoff um einem Smalltalk-Face-Off eisern Stand zu halten. Sollte mein Gegenüber nicht wissen, dass man immer mit Handtuch trainieren muss, eröffne ich die Schwarzenegger Festspiele 2.0 wie folgt: Meine früheste filmische Bekanntschaft mit dem Schauspieler Schwarzenegger machte ich durch die Filme “Zwillinge” (1988) und “Der Kindergarten Cop” (1990). “Großartiges, familienfreundliches Hollywoodkino”, dachte mein kindliches Ich. Mein erwachsenes Ich behauptet, dass sich das filmische Dekolleté Schwarzeneggers auch heute noch als Smalltalk-Überbrückung anbietet. Hier kann man ruhig ein bisschen dicker auftragen und weiter ausholen.
Lieber Herr Arnold Alois Schwarzenegger, vielen Dank, dass Sie jeden Smalltalk in Bigtalk verwandeln.
In Liebe, Sarah Connor.